Hermann Gerland wird vom 3. bis 5. Januar 2025 erstmals als Redner beim Internationalen DTB Tenniskongress presented by HEAD auftreten. Der 70-Jährige hat als Fußballtrainer beim FC Bayern über 25 Jahre Talente entwickelt – unter anderem Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger. Im DTB-Interview spricht der „Tiger“ darüber, worauf es bei der Ausbildung von jungen Profisportlern ankommt und was ein gutes Kindertraining ausmacht.
Herr Gerland, worauf müssen Trainer:innen sportartübergreifend bei der Ausbildung von jungen Profisportler:innen Ihrer Meinung nach achten?
Eines ist in jeder Sportart klar: Übung macht den Meister! Ich muss mit den Kindern täglich üben, wenn es geht. Die erfolgreichsten Sportler aller Zeiten konnten nicht auf irgendeine Work-Life-Balance achten, die mussten schon in der Jugend sehr, sehr hart trainieren.
Was braucht ein gutes Kinder- und Jugendtraining?
Im Fußball, und das wird im Tennis nicht viel anders sein, kommt es vor allem darauf an, viel mit dem Ball zu trainieren und nicht ohne. Sie müssen das üben, was sie hinterher können müssen. Im Tennis ist der Aufschlag unvorstellbar wichtig. Also muss ich auch genau das schon im Kindesalter in großen Umfängen trainieren.
Wie wichtig sind neue Spielformen dabei?
Der Spaß sollte im Vordergrund stehen. Mir muss doch keiner erklären, dass Runden laufen Spaß macht. Wir mussten früher 100 Meter Entengang machen, das war ein katastrophales Training. So verlieren Kinder den Spaß. Heute haben wir bessere Plätze, bessere Schuhe, bessere Ernährung, bessere medizinische Möglichkeiten. Aber früher haben wir viel mehr 1:1-Situationen gespielt, die den spielerischen Umgang mit dem Ball fördern. Das sollte der Fokus im Jugendalter sein, keine Taktikschulung oder Konditionstraining.
Sie haben hunderte Talente ausgebildet. Was sind Ihre Tipps an Trainer:innen, die Talente entwickeln wollen?
Jugendtrainer müssen geduldig sein. Auch ich war früher viel zu verbissen. Die Kinder müssen erst mit Anfang 20 Top sein. Sie können im Kindesalter ruhig Spiele verlieren. Das Wichtigste ist die Ausbildung und dass sie ihre Schläge verbessern. Heute haben Kinder und Jugendliche durch das Internet natürlich viel mehr Ablenkungen. Darum ist es umso wichtiger, das Training so interessant wie möglich zu gestalten, damit sie bei der Sache bleiben.
Was macht für Sie eine:n gute:n Jugendtrainer:in aus?
Die Kunst des Trainers ist, die Kinder zu begeistern und zu wissen, was oben verlangt wird. Die jungen Trainer im Fußball heutzutage, die sind 20 Jahre, sind eloquent, haben aber nie höherklassig gespielt und schauen sich online ein Video von Pep Guardiola an, wie er trainiert. Und das wollen sie dann nachmachen. Aber sie vergessen, dass Pep Spieler zur Verfügung hat, die schon alles können. Kinder müssen aber zunächst spielerisch die Grundlagen erlernen. Wenn sie täglich mit dem Ball arbeiten, werden sie automatisch besser.
Ihre Tochter hat lange Tennis gespielt. Wie waren Sie als Tennisvater?
Ich bin einmal zu einem ihrer Spiele mitgekommen und dann hat meine Tochter einen Ball ausgegeben, der eigentlich gut war. Da habe ich mich geschämt. Sie hat das sicher nicht mit Absicht gemacht, aber mir als Vater war es wichtig, dass Fairness gegenüber dem Gegner immer an erster Stelle steht.
Wie können wir insgesamt wieder mehr Kinder zum Sport bringen?
Ich bin persönlich zum Kindergarten meines Enkels gefahren und habe den Kindern verschiedene Bälle aus unterschiedlichen Sportarten mitgebracht, damit sie anfangen können zu spielen. Wenn du einen Ball hast, kannst du überall beginnen, dafür braucht es keinen professionellen Platz. Wenn man Tennis spielen möchte, reicht doch erstmal ein Ball, ein Schläger und eine Häuserwand.
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